Text als Vektoren bzw. Pfade – was ist das und warum wird das manchmal für den Druck benötigt

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Marion Lindert

Heute habe ich wieder eine Anfrage erhalten, ob ich eine Druckdatei „reparieren“ kann. Solche Anfragen bedeuten meist eines von zwei Szenarien:

  • Entweder ist etwas grafisch so kompliziert zu erstellen, dass es nur mit hohem Aufwand zu erreichen ist,
  • oder es ist das Gegenteil der Fall und es scheitert lediglich am handwerklichen Fachwissen im Grafikdesign.

Dieses mal ist es Punkt zwei, denn der Mailverlauf enthält folgenden Hinweis: „Die Produktion verlangt nach einem vollständig vektorisierten Artwork – der Text ist immer noch ein künstlerischer Text und wir brauchen ihn in Kurven.“

Da diese konkrete Anfrage schon öfters vorgekommen ist, möchte ich dir hier erklären, worum es dabei geht.

Damit der Text überhaupt dargestellt wird und so aussieht, wie du ihn möchtest, wählst du eine Schriftart aus.

Du kannst die Schriftart verändern. Der Text bleibt derselbe, sieht aber anders aus.

Und du kannst den Text selbst auch verändern.

Wenn du eine Datei mit Text für den Druck exportierst, was in den meisten Fällen ein PDF ist, dann ist es generell so, dass der Text technisch gesehen Text bleibt. Dabei wird in der PDF-Datei zusätzlich die Schriftart eingebettet, also inkludiert.

Das brauchst du, damit der Text im PDF weiterhin so dargestellt wird, wie du ihn haben willst, denn nicht jede:r hat die gleichen Schriftarten installiert wie du.

Viele Druckverfahren unterstützen eingebettete Schriftarten und können damit arbeiten. Dann hast du weiter nichts zu tun als zu prüfen, ob deine Schriftarten tatsächlich eingebettet sind und du kannst die Datei zum Druck weitergeben.

Doch manche Druckverfahren können nicht mit Schriftarten sondern nur mit Pfaden arbeiten. Das ist zum Beispiel oft der Fall wenn Klebefolien bedruckt werden. Hier werden Schriften als Vektoren oder Pfade benötigt.

Das heißt nichts anderes, als dass du den Text umwandelst, sodass er nicht mehr Text ist, sondern eine Grafikfläche. Ein Text setzt sich dann technisch gesehen nicht mehr aus einzelnen Textzeichen wie Buchstaben und Zahlen zusammen, sondern aus Formen die aussehen wie Buchstaben und Zahlen.

So lässt sich dann auch Text drucken, wenn das Druckverfahren keine eingebetteten Schriftarten erlaubt.

In professionellen Grafikprogrammen gibt es die Funktion „Text in Pfade umwandeln“. Dazu musst du den jeweiligen Text markieren und dann diese Funktion auswählen.

Um mir Klicks zu ersparen, versuche ich, den gesamten Text auf einmal zu markieren und dann die Funktion auszuwählen. Allerdings gibt es immer wieder Fälle, wo dies nicht überall auf Anhieb klappt, beispielsweise wenn Text gruppiert ist.

Prüfe daher unbedingt, ob auch wirklich alle nötigen Texte umgewandelt wurden.

Abhängig vom Programm gibt es noch den ein oder anderen Trick den Text fürs PDF automatisch umzuwandeln, ohne dass dies händisch erledigt werden muss. Bei Adobe klappt diese Nothilfe über die Transparenzreduzierung. Das ist dann hilfreich, wenn der Text besonders umfangreich ist. Außerdem bleibt der Text bearbeitbar. Allerdings gibt das dazu ein paar Feinheiten zu beachten.

Wenn dir das alles zu kompliziert ist, und du keine besonders hohen Ansprüche an die Druck-Qualität der Schriften hast, dann frag in deiner Druckerei nach, ob du dein Layout vielleicht als hochauflösende Bilddatei (PNG, JPG oder TIFF) drucken lassen kannst.

Auch wenn du Text in Pfade umwandelst, kann es zu Darstellungsfehlern kommen. Hier sind einige Beispiele aufgelistet wo die Umwandlung von Text in Pfaden zu anderen Ergebnissen führen kann als gewünscht:

  • Es fehlen Teile der Textformatierung, wie zum Beispiel unterstrichener Text.
  • Ganz feiner Text wird schlecht gedruckt.
  • Text mit Effekten wird schlecht gedruckt.

Was du mit einem umgewandelten Text leider nicht mehr tun kannst, ist, den Text selbst später noch einmal zu verändern. Falls du also die Datei noch einmal verändern oder als Vorlage nutzen möchtest, empfehle ich dir eine von zwei Vorgehensweisen:

  • Kopiere den Text. Eine Version davon nimmst du und sperrst du damit du keine Veränderungen machen kannst und du blendest sie aus. So ist sie geschützt, bis dass du sie als Vorlage für etwaige Anpassungen einsetzen möchtest. InDesign kann das auch automatisch.
  • Sichere dir die gesamte Datei als Vorlage.

Welche Version du nutzt ist Geschmackssache. Ich habe immer wieder beide Varianten gesehen und jede hat ihre Vor- und Nachteile.

Ich persönlich erstelle mir Sicherheitskopien von der gesamten Datei, und davon lieber mehr als zu wenig. Löschen kann ich sie immer noch. Ich bin geprägt von einer Zeit, in der Computerabstürze immer wieder zu zerstörten Dateien geführt haben.

Dank Sicherheitskopien habe ich auf eine funktionierende Vorversion zurückgreifen können, was mir unzählige Stunden an Zusatzarbeit erspart hat.

Um sicherzugehen, dass du tatsächlich keine Schriftarten mehr eingebettet hast, prüfe das PDF noch einmal. Mit dem Adobe Acrobat Reader klappt das ganz einfach.

Öffne das PDF und schau zu Datei > Eigenschaften. Dort gibt es den Tab „Schriften“ Wenn dort keine Schriftarten aufgelistet sind, hast du richtig und sauber gearbeitet.

Gutes Gelingen und schreib mir gerne an office@margenta.at wenn du Unterstützung möchtest!

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