Es ist zum Haare raufen. Am gedruckten Flyer, am Screen, am Ausdruck von deinem Bürodrucker, und so weiter. Du hast jedes Mal dieselbe Farbe verwendet aber sie sieht immer wieder anders aus? Manchmal ist der Unterschied größer, ein anderes Mal kaum sichtbar? Und bei Grüntönen ist das noch öfter der Fall als bei Gelbtönen?

Hm, woher kommt das her und was lässt sich dagegen tun?

Leider gibt es keine kurze Antwort dazu, denn das Thema Farbe ist unglaublich vielfältig, spannend und umfasst Bereiche wie Physik, Technik, Biologie und noch vieles mehr.

Hier eine kleine Einführung:

Untergrundfarbe

Es geht schon mit dem Untergrund los. Meistens ist der Untergrund, wie zum Beispiel Papier, weiß. Doch es gibt viele verschiedene Weißtöne und jede Nuance verändert den Eindruck der Farbe, besonders bei hellen Farbtönen.

Farbige Nuancen entstehen in der Regel aus technischen Gründen oder werden gezielt erstellt, um einen bestimmten Zweck zu erfüllen.

Für den Fotodruck ist ein hoher reiner Weißgrad besonders wichtig. Hauttöne leiden schnell unter einem falschen Farbton und bereits winzige Farbveränderungen lassen ein Gesicht so unvorteilhaft aussehen, dass man es lieber versteckt. Auch bei Bildern, die viele Grüntöne enthalten, fällt ein Farbstich meistens schnell auf.

Ein cremefarbenes Papier ist angenehmer für das Lesen von langen Texten und schont die Augen. Recyclingpapier ist meistens ein wenig Grau, manches Kopierpapier ist ein wenig blaustichig. Das ist für den Bürobedarf völlig in Ordnung. Für bestimmte Zwecke, wie Kunstdrucke, Verpackungen, Dokumente, Werbung, Aufkleber, usw. wird gerne spezielles Papier verwendet.

Du kannst das auch selbst leicht nachvollziehen: Vergleiche Lesebücher, die ausschließlich aus Text bestehen, mit bebilderten Büchern oder Magazinen. Du wirst allein an der Papierfarbe eine Menge Unterschiede wahrnehmen.

Art der Oberfläche

Eine glatte Oberfläche lässt die Farben kräftiger wirken als eine raue. Noch kräftiger werden die Farben mit einer glänzenden Oberfläche. Vielleicht kennst du das aus dem Fotodruck, wo du meistens die Wahl zwischen mattem und glänzendem Fotopapier hast.

Druckereien bieten außerdem verschiedene Arten von Beschichtungen und Veredelungen an, um die Farben noch brillanter wirken zu lassen.

Auch das kannst du leicht selbst nachvollziehen in dem du die Oberfläche von verschiedenen gedruckten Materialien vergleichst und wie die Farben jeweils wirken.

Farbwahrnehmung

Unsere Augen sind darauf ausgerichtet, dass wir bestimmte Farben gut sehen können. Besonders gut können wir verschiedene Grüntöne unterscheiden, da diese in unserer natürlichen Umgebung besonders oft vorkommen. Deshalb reagieren wir bei Grüntönen besonders sensibel und minimale Unterschiede wirken schnell mal störend.

Doch was brauchen wir, um überhaupt etwas sehen zu können? Ganz einfach: Licht, Licht und nochmals Licht. Wenn es dunkel wird, sehen wir nicht nur weniger, es verschwinden auch die Farben.

Zusätzlich zur Lichtstärke beeinflusst die Lichtfarbe maßgeblich, wie wir Farben sehen. Morgenlicht, Mittagssonne, Abendrot, Herbststimmung usw. haben charakteristische Farbstimmungen. Sie sind uns nicht nur in Fleisch, Blut und Gemüt übergegangen, sondern unsere Wahrnehmung passt sich auch auf die natürlichen Lichtumgebungen an. Im Alltag fällt es uns meistens gar nicht auf, dass eine Farbe in der Wintersonne anders aussieht als im Sommer.

Verschiedenen Licht- und Farbstimmungen werden übrigens gerne in Geschäften oder Lokalen mit künstlichem Licht nachgeahmt. Das kannst du leicht beobachten, in dem du beim nächsten Einkaufstrip beobachtest, welcher Laden welches Licht verwendet und wie sich das auf die Farben und deine Stimmung auswirkt.

Helligkeitsunterschiede sind für uns Menschen also wichtiger als das Farbsehen, was übrigens auch ein Grund ist, dass so manche Farbenblindheit erst spät erkannt wird oder warum es oft gar nicht wichtig ist, dass eine Farbe 100%ig exakt reproduziert wird.

Druckvorgang

Jetzt wird es ein wenig technischer. Für den Druckvorgang an sich gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie man Farbe aufbringen kann und jede davon ergibt dann andere Farben, Farbmischungen und Ergebnisse.

Genauso wie Buntstifte, Dispersionsfarbe oder Autolacke. Sie funktionieren alle unterschiedlich, obwohl sie nichts anderes machen als einer Oberfläche eine andere Farbe zu geben. Und so ungefähr funktioniert das auch mit verschiedenen Drucktechniken. Und Drucktechniken gibt es viele …

Damit der Drucker überhaupt die richtigen Ergebnisse liefern kann, muss er kalibriert werden. Das ist je nach Gerät unterschiedlich und oftmals nur mit speziellen Messgeräten möglich. Auch dazu ein Beispiel aus dem Alltag: Nimm Dir eine Küchen- oder Körperwaage zur Hand. Wenn sie vor dem eigentlichen Wiegevorgang etwas anderes als 0 g anzeigt, liefert sie falsche Ergebnisse. (Oder du musst schnell rechnen.) Bei fehlerhaft eingestellten Druckgeräten ist das nichts anderes, sie liefern dann einfach nicht die richtigen Farben.

Dann gibt es noch die Profilierung. Vereinfacht ausgedrückt wird hier festgelegt, nach welchen Kriterien die vorhandenen Farben untereinander gemischt werden, damit tatsächlich diejenigen Farben gedruckt werden, die gewünscht sind. Und auch hier ist das Mischen der Grüntöne wieder besonders heikel. Es gibt daher verschiedene Farbprofile für verschiedene Anwendungszwecke und Druckmaschinen.

Druckfarben

Je nach Druckverfahren werden verschiedene Farben verwendet, welche sich in ihrer Farbigkeit unterscheiden. Am besten sind uns folgende Druckfarben bekannt: Cyan, Magenta, Yellow und Black (CMYK). Aber auch hier erkennen wir Unterschiede! Farben aus einem herkömmlichen Laserdrucker sind meistens anders als aus einem Tintenstrahldrucker.

Das Farbspektrum, das aus den CMYK-Farben erstellt werden kann, ist groß, und doch können Farben wie zum Beispiel Neongrün, Gold und Silber damit nicht zufriedenstellend gedruckt werden. Dafür brauchen wir Sonderfarben wie Pantone oder HKS oder andere Druckverfahren die mit anderen Farbtönen arbeiten.

Wie Farbe im Dokument angegeben ist

Damit der Drucker überhaupt die richtigen Farben zusammenmischen kann, musst du im Dokument die Farben bereits entsprechend angeben. Es wird dir vielleicht schon aufgefallen sein, dass die Farben eines gedruckten Word-Dokuments oder eines PowerPoint Handouts anders aussehen als am Monitor. Und auch bei den Monitoren gibt es große Unterschiede wie sie die Farben darstellen.

Je nachdem, wo und wie welche Farbe angegeben und umgewandelt wird, kommt sie dann vom Drucker auf die Oberfläche, also aufs Papier.

Dafür zu sorgen, dass alles untereinander abgestimmt ist, heißt Farbmanagement.

Apps oder Desktop-Programme arbeiten in der Regel mit anderen Farbangaben als dein Drucker. Ein durchgängiges Farbmanagement sorgt dafür, dass trotzdem alles so weit wie möglich zusammenpasst. Standard Office-Programme bieten diese Möglichkeit übrigens nicht, weshalb Farben schnell mal anders aussehen können als gewollt.

Was heißt das nun?

Überlege dir, wie wichtig dir exakte Farben überhaupt sind. Bei einfachen Ausdrucken, mit denen du niemanden vom Hocker reißen willst, kannst du meistens ganz einfach auf das Farbmanagement verzichten. Natürlich ist es immer attraktiv, wenn die Farben überall gleich wunderschön sind. Doch achte darauf, ob es dafür steht.

Wenn du tiefer einsteigen willst, empfehle ich dir folgendes:

Oder wendest dich an eine Grafikerin oder einen Grafiker deines Vertrauens.

In vielen Fällen genügt es zu wissen, warum die Farben unterschiedlich sind und das zu akzeptieren. In anderen Fällen lohnt es sich, tiefer in die Materie einzusteigen.

Konzentriere dich vielleicht zunächst darauf, dass jene Drucke, die einen speziellen Eindruck hinterlassen sollen, dies auch wirklich tun. Und dann nimm dir die nächsten Dokumente vor.

Bring joy & clarity through design, 
Marion